Hochtour Adula 3'402m

Tourenbericht Göschenen - Salbithütte - Rohrspitzli - Wassen (28. / 29.06.2024)

Leitung: Olivier

Teilnehmer: Flavio, Daniel, Urs, Claudia

Nachdem bereits die letztjährigen Hochtour auf den Adula (3'402 m) aufgrund schlechten Wetters abgesagt werden musste, fiel auch die für 2024 geplante Adula-Tour ins Wasser - oder treffender: in den Schnee. Wie überall in den Hochalpen lagen auch im Gebiet des Adula für die Jahreszeit überdurchschnittlich grosse Schneemengen, welche eine Durchführung der Hochtour nicht zuliessen.

Mit dem Rohrspitzli (3'220 m), ein vermeintlich unscheinbarer Gipfel oberhalb der Urner Voralp, fand unser Tourenleiter Olivier Knobel eine lohnenswerte Alternative. Die Tour startete am Bahnhof Göschenen (1'107 m) neben den eindrücklichen Verladeanlagen der Baustelle des zweiten Gotthard-Strassentunnels. Nach einem anstrengenden, mehrstündigen Anstieg in sommerlicher Hitze fünf Minuten Fussmarsch wurde die erste Verpflegungspause eingeschaltet. Wider Erwarten hatte die kleine Bäckerei an der Gotthardstrasse 42 geöffnet, sodass die im Vorfeld gross angekündigten Wähen tatsächlich probehalber verköstigt werden konnten. Sowohl in qualitativer und quantitativer Hinsicht ein echter Geheimtipp!

Gestärkt von salzigen und süssen Wähen machten wir uns an den Beginn des Anstiegs zur Salbithütte (2'104 m) hinter der Kirche. In angenehm gleichmässiger Steigung erreichten wir mehrheitlich auf schattigen Wegabschnitten die Alp Regliberg (1'682 m), die sich in privatem Besitz befindet. Eine willkommene Erfrischung mittels gekühlten Getränken - die zuvor verspeisten Wähen machten sich bemerkbar - wurde uns vom Besitzer der Alpe freundlich verwehrt. Mit etwas trockenen Mündern stiegen wir weiter durch Tannen- und später Lärchenwäldern auf, liessen die beiden Gruebenseeli (1'915 m) links liegen und kamen zu bester Aperitif-Zeit in der Salbithütte an. Endlich konnte der Durst gestillt werden! Das Abendessen konnten die Hüttengäste aufgrund der sehr milden Temperaturen auf der Terrasse einnehmen, die umliegenden Gipfel der Urner Alpen stets im Blick.

Aufgrund des angekündigten Föhnsturms und damit verbunden eines Wetterumsturzes in der zweiten Tageshälfte starteten wir bereits um 05.30 Uhr den zunächst moderat verlaufenden, danach steiler werdenden Aufstieg von der Salbithütte hoch zur Bandlücke (2'353 m). Dort verliessen wir den Bergwanderweg, der über den ausgedehnten Kessel der Rohrplatten hinunter nach Wassen (915 m) führt. Wir sollten später an anderer Stelle wieder auf diesen Wanderweg stossen.

Ab der Bandlücke stiegen wir unterhalb des Meiggelengrats in westlicher Richtung zunächst über Felsplatten, danach zunehmend über tragende Schneefelder auf. Unterhalb des Gemschiplanggenstocks (2'577 m) wurde es Zeit, die Steigeisen anzuziehen. Wir folgten dem Gratverlauf nach Nordwesten und erreichten über die letzten Reste des Rohrfirns den Einstieg ins Couloir, der uns zum Gipfel des Rohrspitzli bringen sollte. Der Föhnwind wurde nun deutlich stärker. Am Ende des Couloirs galt es, die letzten Meter mittels Felskraxelei zu überwinden. Der mehrheitlich kompakte Fels unterstütze dabei in der Wegfindung. Auf dem Gipfel verweilten wir aufgrund des zunehmenden Windes und den dichteren Wolken, die aus Süden heranzogen, nicht lange. Ein paar Minuten Verschnaufpause für Tee und kleiner Zwischenverpflegung vor Beginn des Abstiegs ins Couloir mussten ausreichen.

Der Abstieg erfolgte über ausgedehnte Schneefelder in nordöstlicher Richtung zum Lang See (2'309 m). Dort stiessen wir wieder auf den Bergwanderweg von der Bandlücke. Via Gross See (2'338 m) machten wir uns an den Abstieg in Richtung Wassen. Der Wetterumschwung und die damit verbundenen Böen liessen uns zügigen Schrittes marschieren. Beim Abstieg zum Chli See (2'205 m) galt es, ein letztes Mal ein Schneefeld zu bewältigen. Aufgrund der grossen Neigung montierten wir erneut die Steigeisen. Am Chli See vorbei hofften wir bereits, nun endlich den ersehnten Abstieg nach Wassen in Angriff nehmen zu können - allein, die Hoffnung wurde getrübt. Bis zum Wildenlauwenengrat wies der Bergwanderweg den Charakter einer Höhenwanderung ohne nennenswerte Auf- oder Abstieg auf. Bei schönem Wetter ein durchaus angenehmer Wegabschnitt - mit einem Wetterumsturz im Nacken liess uns dies jedoch nervös werden.

Neben und unter diversen Lawinenverbauungen durch begann der erste nicht sehr attraktive Teil des grossen Schlussabstiegs. Auch die Pflege des Weges liess - ganz im Gegensatz zum Vortag - zu wünschen übrig. Immerhin: Das befürchtete Gewitter setzte nicht ein. Weiter unten wurde der Weg ausgeprägter und liess ein zügigeres Marschtempo zu. In Windeseile stiegen wir durch den Dorfbannwald nach Wassen ab - und blieben trocken bis zum Schluss. Beim Gotthardbackpacker Hostel erhielten wir vom sehr sympathischen Wirte-Paar trotz den Betriebsferien Getränke serviert - wir mussten nach dem happigen Abstieg einen mitleidigen Eindruck gemacht haben! Ein schöner Abschluss einer noch schöneren Hochtour!

Flavio / 29.06.2024